Eine dunkle Nacht ist für alle besser 19. Januar 201913. März 2019 Am 17. Januar hatten die Grünen Oerlinghausen zu einer Informationsveranstaltung rund um das Thema Lichtverschmutzung eingeladen. Bereits im Vorfeld hatte die Grüne Ratsfraktion hierzu einen entsprechenden Antrag gestellt. Erfreulicherweise sind auch politische Vertreter anderer Fraktionen unserer Einladung gefolgt, um sich mit dem Thema vertraut zu machen. Thomas Pusch, Grünes Mitglied im Umweltausschuss, eröffnet die Veranstaltung Als Referent führte Dr. Andreas Hänel durch den Abend. Herr Hänel lehrt an der Universität Osnabrück und leitet das dortige Planetarium Am Schölerberg. Weiterhin gehört er der Initiative „Dark Sky“ an, einer Gruppierung innerhalb des Vereins der Sternenfreunde (VdS). Herr Dr. Hänel stellte dem interessierten Publikum zunächst die Gründe für die sogenannte Lichtverschmutzung dar und machte deutlich, welche negativen Auswirkungen ein zu viel an künstlichem Licht während der Nachtzeit auf Tiere, Pflanzen und Menschen hat. Abschließend zeigte er Möglichkeiten auf, wie die Dunkelheit wieder zurückgewonnen werden kann. Gründe für die Lichtverschmutzung Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war in Deutschland, außerhalb größerer Städte, das sogenannte Nachtleuchten, gut sichtbares Sternenlicht oder das Zodiakallicht zu sehen. Heute haben selbst Sternwarten Probleme mit der Lichtverschmutzung und viele mussten ihre einstigen Standorte verlassen, um an die Stadtränder zu ziehen. Dr. Andreas Hänel beantwortet Fragen aus dem Publikum Hauptsächlich verantwortlich sind ineffiziente Straßenbeleuchtung und beleuchtete Werbetafeln, aber auch die Anstrahlung von Gebäuden. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass diese Beleuchtungen oftmals die gesamte Nacht hindurch in voller Stärke geschaltet sind. Bei der Gebäudeanstrahlung gehen oftmals 80% der Leuchtkraft am Gebäude vorbei in die Nacht hinaus und sind auch von der ISS aus gut zu erkennen. Gut bekannt ist sicherlich auch jedem der Lichtsmog, eine Lichtglocke über Städten. Die von Berlin ist auch in 70 km Entfernung noch gut zu erkennen. Welchen Einfluss hat nun dieses künstliche Licht mitten in der Nacht? Bei Pflanzen führt dies zu einer früheren Blüte und sehr spätem Laubfall. Die Keimfähigkeit der Samen wird erhöht, so dass ungewünschte Beikräuter üppiger wachsen. Letzteres nutzt der Mensch aber auch für sich, in dem er Gemüse in rund um die Uhr beleuchteten Gewächshäusern produziert. Nachtaktive Insekten werden von Lichtquellen angezogen und sterben in großer Anzahl an diesen. Fledermäuse finden an Leuchten zwar Nahrung – ebenjene nachtaktiven Insekten – in hoher Zahl, meiden jedoch Fluglöcher an angestrahlten Gebäuden. Zudem zerschneiden beleuchtete Wege in naturnahen Bereichen ihre Flugwege. Ebenfalls negativ beeinflusst werden Fische, wenn Wasser beleuchtet wird. Beispielsweise durch beleuchtete Küstenabschnitte, Brücken oder Wasserfahrzeuge. Am Fuße hoher beleuchteter Gebäude oder Leuchtzeichen (Firmenlogos) werden sehr häufig verendete Vögel gefunden. Der Mensch benötigt für einen gesunden Schlaf das Hormon Melatonin. Die Melatoninproduktion wird durch zu helle Nächte und insbesondere blauwelliges Licht vermindert. Blaues Licht strahlen beispielsweise viele digitalen mobile Geräte ab. Ungesunder Schlaf führt nicht nur zu Müdigkeit, sondern auch zu Herz-Kreislauferkrankungen. Dr. Andreas Hänel im Gespräch mit dem Publikum Wie kann ein sorgsamer Umgang mit Licht aussehen? Zum einen ist die Lichtfarbe entscheidend. Für nächtliche Beleuchtungen sollte nur gelbes oder rotes Licht verwendet werden. Beim Einsatz von LEDs sollte die Kelvinzahl nicht über 3000 liegen. Höhere Kelvinzahlen bedeuten sehr weißes Licht, welches als sehr grell empfunden wird. Niedrigere Kelvinzahlen zeigen LEDs mit warmgelbem Licht an. Dieses wird als angenehm empfunden. Gerade bei Straßenbeleuchtungen und Werbetafeln sollte Leuchtmittel mit warmgelben Licht zum Einsatz kommen. Jegliche Leuchte sollte so effizient gestaltet sein, dass tatsächlich nur das zu bestrahlende Objekt – z.B. Gebäude oder Straße – erhellt wird. Straßenbeleuchtung kann so gestaltet werden, dass der Lichtkegel nur nach unten gerichtet ist – auf den Straßenraum, den es ja auch auszuleuchten gilt. In der Stadt Fulda haben die dortigen Energiewerke eine Beispielstraße eingerichtet. Im besten Fall werden sinnvoll ausgerichtete Straßenlaternen durch gut reflektierende Fahrbahnmarkierungen ergänzt. Die Notwendigkeit der Anstrahlung von Gebäuden sollte gut bedacht sein und wenn, dann so gestaltet sein, dass auch hier so wenig Licht wie möglich am Gebäude vorbei in die Umgebung abgegeben wird. Zielführend ist auch die völlige Abschaltung oder reduzierte Schaltung von Straßen- und Werbebeleuchtung in den Nachtstunden. In Frankreich ist dies bereits gesetzlich geregelt. Hier müssen ab 2020 beispielsweise Büro- und Geschäftsgebäude sämtliche Beleuchtung eine Stunde nach Dienstschluss ausschalten. In Deutschland schalten etwa 25 % der Kommunen ihre Beleuchtung komplett ab und 30 % reduzieren ihre nächtliche Beleuchtung. Befürchtungen, die reduzierte nächtliche Straßenbeleuchtung würde zu einer höheren Anzahl von Straftaten führen, konnte eine in England und Wales durchgeführte Studie widerlegen. Jeder kann etwas tun Grundsätzlich sind bei der Lichtreduzierung nicht nur die Kommunen gefragt, sondern auch die Bürger. Ausleuchtungen von Garagen, Einfahrten, Hauseingängen, Gärten oder gar Anstrahlungen von Wohnhäusern sind kritisch zu hinterfragen und wenn nicht zu entfernen, dann doch wenigstens effizient umzugestalten. Auch eine wichtige Erkenntnis des Abends: Wegstrecken, denen die Straßenbeleuchtung völlig fehlt, werden als weniger dunkel empfunden, wenn die davor gelegenen Leuchten eine warme Lichtfarbe in reduzierter Lichtstärke haben. Die Augen sind dann nicht so geblendet, der Unterschied zwischen Hell und Dunkel ist nicht so extrem und man erkennt dann auf der dunklen Strecke mehr. Die Grüne Ratsfraktion wird nun überlegen, wie die neu gewonnenen Kenntnisse in Oerlinghausen eingebracht werden können.
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